Summer Show 2006 in Brondby/Kopenhagen

Unser "Tourbus"

Nachdem Linda und ich mit unseren Jungs in Helsinki so viel Spaß (und so viel Erfolg) hatten, freuten wir uns schon sehr auf die geplante Sommer-Tour nach Dänemark. Dort sollten an vier Tagen hintereinander auf einem riesigen Freigelände in Brondby bei Kopenhagen vier CACIB-Shows stattfinden. Über 13.500 Hunde waren an diesen vier Tagen eingetragen. Wir hatten unsere beiden Rüden Striker und Flyer in der Offenen Klasse gemeldet und waren sehr gespannt auf die Konkurrenz. Denn in Dänemark werden alle Farbschläge gemeinsam gerichtet, und es gibt für alle gemeldeten Rüden nur ein CAC. Das kommt daher, dass in den skandinavischen Ländern die Buntzucht erlaubt ist. Uns hat natürlich auch die Auswirkung der Buntzucht auf die einzelnen Farben interessiert.

Zuerst ging’s nach Schweden

Das Farmhaus der Johannsens
Fahrt über die Malmö-Brücke

Die Shows fanden am 27., 28., 29. und 30. Juli statt (Donnerstag bis Sonntag), doch wir brachen schon am Montag, 24. Juli, um 7 Uhr morgens von Oegstgeest aus auf, da wir noch eine Verabredung in Schweden hatten. Hier sollte Flyer eine schwarze Hündin decken. Nach zwölf Stunden abwechslungsreicher Fahrt durch Holland, Deutschland und Dänemark trafen wir bei den Johannsens in Ahus ein und wurden herzlich empfangen. Da wir zwei Tage in Schweden bleiben wollten, hatten uns die Johannsens in einem kleinen, typisch schwedischen Holzhäuschen untergebracht, das mitten im freien Feld stand – ideal für unsere beiden Jungs, die sich nach so langer Fahrt über einen ausgedehnten Spaziergang freuten. Familie Johannsen betreibt einen großen Gemüse-Export. Brokkoli, Eisbergsalat, Tomaten – das alles wird nicht nur auf riesigen Feldern, sondern auch in Gewächshäusern angebaut, direkt auf dem Feld bei der Ernte für den Export verpackt und dann in alle Welt versandt.

Sie züchten zwar erst den dritten Wurf, verfügen aber auf ihrer kleinen Farm über eine schön angelegte Zwingeranlage. Die Hündin, die Flyer decken sollte, ist bereits sechs Jahre alt – dies soll ihr letzter Wurf sein. Wir verbrachten zwei erholsame Tage in Schweden und genossen das herrliche Sommerwetter, bevor wir uns mittwochs vormittags dann endgültig auf den Weg Richtung Kopenhagen machten. Dabei fuhren wir über die neue Malmö-Brücke zwischen Schweden und Dänemark, die fast 21 Kilometer lang über den Öresund führt. Ein imponierendes Bauwerk, das einen herrlichen Blick auf die Küsten beider Länder ermöglicht.

Das Ausstellungsgelände

In Kopenhagen sahen wir uns zu allererst das Ausstellungsgelände an. Es lag in unmittelbarer Nähe zum Stadion in Brondby, direkt neben den Brondby-Hallen, und war riesig groß. Das gesamte Areal bestand aus etlichen Fußballplätzen. Was uns etwas Sorgen machte: Auf dem gesamten Gelände stand nicht ein einziger Baum oder Strauch – bei Temperaturen über 30 Grad würden uns und unseren Hunden ein paar heiße Tage bevor stehen. Wir hatten zwar einen Bench mit und verschiedene Betttücher, mit denen wir unseren beiden Jungs Schatten spenden konnten – aber wir beschlossen, uns noch am gleichen Tag auf die Suche nach einem Zelt oder Pavillon zu machen. Doch ohne Erfolg: In allen Bauhäusern und Camping-Geschäften, die wir aufsuchten, war wegen des wirklich hervorragenden Wetters, das auch in Dänemark schon mehrere Wochen lang anhielt, alles ausverkauft.

Im Motel

Striker auf der Terrasse
Unser "Hundeabteil" im Hotelzimmer

Wir mussten uns also irgendwie mit dem behelfen, was wir dabei hatten. In unserem Motel, zehn Minuten vom Ausstellungsgelände entfernt, erwartete uns dann die nächste Überraschung: Es war nur ein Doppelzimmer für uns frei – und das mit zwei Rüden, die wir nicht zusammen lassen konnten. Bei dem heißen Wetter wollten wir auf keinen Fall einen Hund über Nacht im Auto lassen. Es hieß also, zu improvisieren. Dabei half uns der mitgebrachte Bench. Er besteht aus sechs Teilen, je 80 x 80 Zentimeter groß, die einfach ineinander gesteckt werden. Nachmittags bauten wir ihn auf unserer kleinen Terrasse auf. Striker fühlte sich darin richtig wohl, und Flyer lag ganz entspannt daneben und genoss den kühlen Schattenplatz. Abends teilten wir den Bench in zwei Dreier-Elemente, stellten den längeren Teil entlang unseres Bettes und den kürzeren vorne quer. So hatte jeder Hund seinen eigenen abgeteilten Schlafplatz. Linda und ich kamen uns vor wie zwei Schwerkranke, deren Bett vergittert wird, damit sie nicht rausfallen, und konnten zunächst vor lauter Kichern nicht einschlafen. Es war aber auch wirklich zu komisch…

Die Ausstellung

Das Ausstellungsgelände war riesengroß
41 Ringe waren über mehrere Fussballfelder verteilt
Man hatte den Eindruck einer Zeltstadt

Am nächsten Morgen machten wir uns zeitig auf den Weg zur Ausstellung. Doch das hätten wir uns sparen können: vor 8.30 Uhr wurde kein Hund aufs Gelände gelassen, so dass wir zunächst einmal mit unserem ganzen Gepäck vor verschlossenen Türen standen. Die Sonne brannte vom Himmel, und es sollte ein richtig heißer Tag werden. Wir beschlossen, uns aufzuteilen: Linda blieb im Auto bei den Hunden, ich marschierte mit Rucksack, Tasche und dem Bench auf einer Karre aufs Gelände, um unseren Ring zu suchen. In Ring Nummer 24 wurden die Doggen ausgestellt – und Ring Nummer 24 war ganz am Ende des riesigen Geländes. Wir hatten tatsächlich fast 10 Minuten Fußmarsch, bis wir da waren, wo wir hin sollten. Unser flexibler „Laufstall“ (so hatten wir unseren Bench mittlerweile getauft) erwies sich auch hier als sehr praktisch. Wir bauten ihn direkt am Ring in zwei dreiseitigen Quadraten auf, die wir gegeneinander stellen. So hatte ein Hund einen geschlossenen Käfig, der andere einen, der nach einer Seite offen war. Oben drüber kam ein Spann-Betttuch als Schattenspendendes Dach, an den Seiten befestigten wir mit Wäscheklammern ein weiteres Betttuch, damit auch hier keine Sonne rein scheinen konnte. Unsere Jungs liebten ihren Lagerplatz, und wir hatten so die Möglichkeit, ganz entspannt das Ausstellungsgeschehen zu beobachten. In Skandinavien sind die meisten Shows ohne Benching, und fast alle finden draußen statt. Die Aussteller sind also auf jedes Wetter eingestellt, und die meisten haben ein kleines Zelt, in dem sie ihre eigenen Benches aufstellen. Solche Zelte standen auf dem gesamten Gelände rund um jeden Ring – das ganze sah aus wie ein riesiger Campingplatz.

Der erste Tag

Flyer im Ring
Die Arbeit ist getan - jetzt ein entspanntes Schläfchen auf der Terrasse...

70 Doggen waren am ersten Tag gemeldet. Gerichtet wurden sie von Ulf Brathen aus Dänemark. Überwiegend waren Aussteller aus den skandinavischen Ländern (Norwegen, Finnland, Schweden und Dänemark) vertreten. Die skandinavischen Doggen haben lang gestreckte, schmale Köpfe, sind etwas leichter als unsere Hunde und meist auch größer. Faszinierend ist das Ringtraining. Man sieht kein Double-Handling, alle Hunde werden „aufgestellt“, in ihrer Position korrigiert – und bleiben so auch stehen. Sie lassen sich komplett abtasten und verhalten sich ruhig und ausgeglichen. Und die Aussteller zeigen die gleiche Disziplin. Sie sind durchweg schick gekleidet. Man sieht Hosenanzüge, Kleider oder Kostüme bei den Damen, meist Anzug oder Hemd und Krawatte bei den Herren. Kein Aussteller muss mit seinem Hund in den Ring gerufen werden, auf niemanden muss gewartet werden. Jeder passt auf, wann er dran ist, und findet sich pünktlich mit seiner Dogge im Ring ein. Kein Laut ist zu hören rund um den Ring, kein Hund wird gerufen, keine Futterschüsseln klappern – das ganze geht ruhig und gesittet ab.

Ungewöhnlich für uns war, dass alle Farben zugleich im Ring standen. So waren in der Offenen Klasse Rüden, in der wir ausstellten, am ersten Tag 19 Rüden im Ring. Das war schon ein ganz besonderes Erlebnis, mit so vielen Hunden gleichzeitig in Konkurrenz zu stehen. Schwarz und Blau sind in Skandinavien relativ wenig vertreten, man sieht aber sehr viele wunderschön Gefleckte. Die überwiegenden Farben sind Gelb und Gestromt. Das Bewertungssystem ist etwas anders als bei uns. Zunächst stehen alle Hunde in einem großen Kreis quer vor dem Richter, der alle ausführlich begutachtet. Danach wird die Riesengruppe von 19 Hunden in vier kleinere Gruppen aufgeteilt, die dann mindestens zwei Runden laufen. Erst danach erfolgt die Einzelbeurteilung.

Schon dabei entscheidet der Richter, welcher Hund in die „Zwischenrunde“ kommt, also eventuell platziert werden wird. So kann es passieren, dass man mit seinem Hund zwar ein „V“ bekommt, der Richter den Hund aber als nicht gut genug für eine Platzierung bewertet. Solche Hunde erhalten ebenso wie die, die mit „SG“ bewertet werden, ein blaues Band. Die mit „V“ bewerteten Hunde, die für die „Zwischenrunde“ vorgesehen sind, erhalten ein rotes Band. Blau bedeutet „Second Price“, rot „First Price“. Sind die Hunde der Zwischenrunde platziert, vergeben die Richter an einige der platzierten Hunde auch noch das „CK“, eine Bewertung, die dem Hund die „Champion-Qualität“ bescheinigt. Striker wurde an diesem ersten Tag mit „V“ und einem blauen Band bewertet, Flyer erhielt das begehrte rote Band.

In der nächsten Runde sind alle „First-Price“-Hunde vertreten, die dann, wiederum nach eingehender Begutachtung und etlichen Runden Laufen platziert werden. 9 Rüden standen donnerstags in dieser „Zwischenrunde“. Hier gelang es Flyer tatsächlich, als Bester abzuschneiden. V1 und das „CK“ in der Offenen Klasse gegen 19 Rüden – ein toller Erfolg. Doch das CAC hatte er damit noch lange nicht. Denn jetzt ging es in die Endrunde gegen alle anderen V1-Rüden aus den anderen Klassen. Interessant dabei ist, dass auch alle V2-Hunde (die ja eventuell für das Reserve-CAC in Frage kamen), gleichzeitig mit im Ring waren. Das machte das Ganze für uns etwas verwirrend, zumal keine Ergebnis-Tafeln am Ring waren und man schon sehr aufpassen musste, wenn man überhaupt mitbekommen wollte, welcher Hund wie bewertet worden war. Flyer zeigte sich, wie immer, souverän und errang tatsächlich das CAC und das CACIB. Wir waren mächtig stolz auf unseren „Amerikaner“.

Das BOB ging an diesem Tag an den gelben Rüden aus der Champion-Klasse. Und auch das war für uns neu: Obwohl Flyer mit dem CAC (es gibt, wie gesagt, nur eins für alle Rüden) als bester Rüde abgeschnitten hatte, nahm er nicht am BOB-Wettbewerb teil. Der Grund: Die Hunde aus der Champion-Klasse erhalten in Dänemark kein CAC mehr. Wer also mit seinem Siegerklasse-Hund noch ein CAC braucht, muss ihn in der Offenen Klasse melden. Championklasse-Hunde erhalten zwar kein CAC, können aber durchaus BOB werden. So war es dann auch an diesem Donnerstag.

Das dänische Ehepaar, das sein Zelt neben unserem Lager aufgebaut hatte, erklärte uns diese Regeln ausführlich und überließ uns auch seinen Katalog, damit wir die Ergebnisse abschreiben konnten. Ohne die beiden hätten wir bei diesem Beurteilungssystem kaum durchgeblickt…

Abends feierten wir Flyers Super-Erfolg ausgiebig auf der Terrasse vor unserem Motel-Zimmer – und es gab noch eine angenehme Überraschung: Wir konnten ein zweites Zimmer direkt nebenan beziehen. Das machte den Aufenthalt für uns natürlich noch entspannter.

Der zweite Tag

Flyer im Auto, dem einzigen trockenen Platz an diesem Tag

Waren es donnerstags noch 32 Grad im Schatten, so erwartete uns freitags morgens um 6 Uhr beim Blick aus dem Fenster ein wolkenverhangener Himmel. Und den ersten Regenguss bekamen wir beim Gassimachen mit unseren Jungs ab. Na toll: Regen, ein Außengelände und kein Dach über dem Kopf – das versprach ja ein prima Tag zu werden. Wir hofften zwar, dass sich die Wolken bis zum Ausstellungsbeginn verziehen würden, doch wir hofften vergebens. In strömendem Regen baute ich unseren Bench am Ring auf, und als ich zurück zum Auto kam, um Striker zu holen, war ich schon klatschnass. Unsere Jungs hatten zwar ein Dach über dem Kopf – aber das bestand eben nur aus einem Spann-Betttuch und war auch ganz schnell durchgeregnet. Und Linda und ich hockten wir die begossenen Pudel unter unseren Regenschirmen daneben… Wir überlegten schon, wieder zurück ins Motel zu fahren und die Ausstellung an diesem Tag sausen zu lassen, da kam Katharina, eine Bekannte aus Schweden. Die hatte Mitleid mit uns – und ein funkelnagelneues Zelt im Auto, das sie uns verkaufte. Wir waren überglücklich: Endlich ein Dach über dem Kopf. Doch bis dieses „Dach“ dann stand, waren wir nass bis auf die Haut. Wir hatten uns beide an diesem Tag ganz besonders schick gemacht und trugen Hosenanzüge – doch die boten mittlerweile ein jämmerliches Bild: Aus den Ärmeln der Jacken tropfte das Wasser ebenso wie aus dem Saum. So hängten wir unsere Jacketts am Zeltdach auf und saßen mit tropfnassen T-Shirts unter unserem Zeltdach. Und es regnete noch immer…

83 Doggen waren an diesem Tag eingetragen. Richterin war Diane Anderson, eine Norwegerin, die aber schon seit vielen Jahren in Amerika lebt. Sie richtete mit Regenmantel und Hut – welch ein anderes Bild als noch am Tag zuvor, als unsere Kleidung zwar auch feucht war – aber eben vom Schwitzen. 23 Rüden standen im Ring, als Flyer und Striker dran waren – und 23 Aussteller standen daneben und wurden immer nasser. Striker wurde auch an diesem Tag mit einem „V“ mit blauem Band bewertet, Flyer erhielt ein rotes Band, wurde aber in der Zwischenrunde nicht platziert. 13 Rüden kamen in die „Zwischenrunde“, und das CAC ging in der Endrunde schließlich an einen gefleckten Rüden aus der Zwischenklasse.

Mittlerweile war ich regelrecht durchgefroren, unsere Kleidung war immer noch nicht trocken, und wir freuten uns eigentlich nur noch auf eine heiße Dusche. Bei allen skandinavischen CACIB-Shows können die Aussteller, die mit ihrem Hund „fertig“ sind und nicht mehr in den Ring müssen, das Ausstellungsgelände verlassen, so dass wir schon kurz nach 14 Uhr wieder in unserem Motel waren. Unsere Neuanschaffung, das Ausstellungszelt, bot einen entscheidenden Vorteil: Wir konnten unsere Sachen auf dem Ausstellungsgelände lassen und mussten nicht wieder alles abbauen und hin und her transportieren, so dass wir einfach nur unsere Hunde an die Leine nahmen, die nötigsten Sachen in eine Tasche packten und ganz bequem zum Auto gehen konnten. Nur: So bequem sollte es für Striker nicht werden: Auf dem Weg zum Parkplatz ging eine Frau neben uns, die einen großen Bench auf einem Karren hinter sich herzog. Offensichtlich wurde ihr der in einer kleinen Steigung zu schwer, und sie ließ ihn los. Und das Ding rollte direkt auf Striker zu. Ich konnte nicht mehr schnell genug mit ihm ausweichen, und er bekam den Karren direkt in die Hinterhand. Der arme Kerl jaulte auf vor Schmerzen. Doch statt einer Entschuldigung erntete ich von der Frau nur ein Schulterzucken – sie nahm ihren Karren und wollte einfach so verschwinden. Da bin ich dann doch etwas laut geworden (was sonst gar nicht meine Art ist) und hab sie beschimpft. So was kann immer mal passieren – das weiß ich auch. Aber ein Wort der Entschuldigung und die Frage, ob mein Hund ernsthaft verletzt wurde, wäre doch wohl das mindeste gewesen… Striker hat zum Glück außer dem Schrecken keinen ernsthaften Schaden davongetragen. Linda meinte abends, dass der Hund wohl doch den falschen Namen habe: „It always strikes him“ – Immer trifft es ihn.

Der dritte Tag

Der Doggenring
Unser "Zeltlager"
Auch Linda genoss den schattigen Platz im Zelt

Samstags wurden wir wieder von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Da die Rüden der Offenen Klasse immer erst gegen 11 Uhr gerichtet wurden, man mit seinem Hund kommen und gehen konnte, wann man wollte und unser Zelt ja schon stand (wir also quasi einen „reservierten Platz“ auf dem Gelände hatten), konnten wir uns richtig Zeit lassen und erst einmal ausgedehnt frühstücken. Das Wetter versprach, angenehm zu werden. Temperaturen bei etwa 25 Grad, ein leicht bewölkter Himmel – also ideale Ausstellungsbedingungen. Wir waren guter Dinge, als wir am Ring eintrafen. Nach zwei Tagen kannten wir die übrigen Aussteller schon. Man begrüßte sich freundlich, und den ganzen Tag über kamen immer wieder Doggen-Züchter, um sich Flyer anzusehen. Sein Erfolg in Helsinki bei der European Winner Show und am ersten Ausstellungstag hier in Brondby hatte schnell die Runde gemacht, und viele waren an ihm interessiert. Nicht nur an ihm als Deckrüde, sondern auch an seinen Welpen. Lena und Per, dänische Züchter aus dem Zwinger Moelleballe, vereinbarten gleich einen Deckakt mit Linda. Sie wollten uns abends mit ihrer Hündin im Motel besuchen.

22 Rüden standen an diesem Tag in der Offenen Klasse im Ring – wieder mal ein imponierender Anblick. Bei der Einzelbewertung machte Striker wieder mal seinem Namen alle Ehre: Wir warteten am Ringrand, bis wir an der Reihe waren, und direkt neben ihm brach mit Gepolter ein Zelt zusammen, weil jemand in den Abspannungen hängen geblieben war. Die Einzelteile landeten halb auf ihm, halb unter ihm, und wir mussten den armen Kerl erst mal entwirren, bevor ich mit ihm in den Ring konnte. Trotzdem machte er seine Sache gut, und erhielt von dem englischen Richter Terence Nethercott sein erstes rotes Band an diesem Wochenende. Auch Flyer wurde mit „First Price“ bewertet, und so standen wir an diesem Tag mit 14 Rüden in der Zwischenrunde. Flyer wurde an vierter Stelle platziert und erhielt auch das „CK“, Striker erhielt keine Platzierung. Da Flyer der bestplatzierte Blaue war, erhielt er auch das CACIB. Alles in allem also wieder ein erfolgreicher Ausstellungstag für uns vier.

Abends trafen wir uns, wie vereinbart, mit Lena und Per und ihrer blauen Hündin Cover Girl am Motel. Flyer war direkt ganz verliebt in das blaue Mädel, und der Deckakt verlief problemlos. Jetzt sind wir schon ganz gespannt auf Flyers Nachwuchs in Schweden und Dänemark, der in zwei Monaten kommen dürfte…

Der vierte Tag

Die Hundedusche - hier waren wir an diesem Tag oft anzutreffen
Striker in seinem schattigen Bench im Ausstellungszelt

Am ersten Tag war es heiß, am zweiten nass, am dritten angenehm: Der Sonntag, letzter der vier Ausstellungstage, sollte mörderisch schwül werden. Schon morgens um acht waren wir schweißgebadet. Wieder brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel, unsere Hunde hechelten – und wir schwitzten. Striker schien besonders unter der Schwüle zu leiden. Er war unruhig und fühlte sich am ganzen Körper richtig heiß an, obwohl er in unserem Zelt, das wir nach allen Seiten geöffnet hatten, damit etwas Wind durchzog, im Schatten lag. Kurz nach neun ging ich zum ersten Mal mit ihm zu den Hundeduschen, die sich auf dem Gelände befanden und die an diesem Tag von allen Ausstellern besonders häufig frequentiert wurden. Diese Abkühlung tat ihm vorübergehend gut, doch kurz darauf fing er wieder an, unruhig zu werden. Da wir gegen Mittag in der größten Hitze mit unseren Hunden in der Ring mussten und dort in der prallen Sonne stehen würden, beschloss ich, meinen Dicken an diesem Tag nicht auszustellen – ich hatte einfach Angst, dass er mir kollabieren würde. So legte ich ihn in den Schatten ins Gras und übergoss ihn alle halbe Stunde mit Wasser. Das tat ihm sichtlich gut, und bis zum Nachmittag hatte er sich wieder erholt.

Auch Flyer machte die Hitze zu schaffen, doch er litt nicht so sehr darunter wie Striker. Auch mit ihm gingen wir zu den Duschen, und auch ihn machten wir zwischendurch immer wieder nass. Ich kann wirklich nicht mehr sagen, wie viele Liter Wasser wir an diesem Tag geschleppt und wie viele Kilometer wir zurückgelegt haben (denn auch bis zu den Wasserstellen war es auf dem riesigen Gelände ein ganzes Stück zu Laufen).

81 Doggen standen an diesem Tag im Katalog, davon 23 Rüden in der Offenen Klasse. 15 davon hatten sich unter dem kanadischen Richter Robert J. Whitney für die Zwischenrunde qualifiziert – darunter auch Flyer. Und auch an diesem Tag gehörte Flyer wieder zu den Besten. Er wurde Vierter in der Offenen Klasse und erhielt das „CK“ – ein tolles Ergebnis.

Interessant für uns war, dass an allen vier Tagen bis auf wenige Ausnahmen fast immer die gleichen Hunde anwesend waren. Sie wurden von vier verschiedenen Richtern beurteilt – und es gab vier völlig verschiedene Ergebnisse. Nur wenige Hunde wurden, so wie Flyer, an allen vier Tagen mit dem „First Price“ bewertet – eigentlich sah man in der Zwischenrunde immer wieder andere Doggen. Und auch die Endrunde war immer wieder anders besetzt. Lag es nun an der Tagesform der Hunde – oder lag es am persönlichen Geschmack der Richter, dass es zu solch auffallenden Differenzen kam?

 

Bei Hanne

Unsere "Favoriten" aus dem Wurf
Hanne und ihr Mann beim Abendessen
Linda und ich beim Abendessen

Gegen zwei brachen wir im wahrsten Sinne des Wortes unsere Zelte ab – denn heute hieß es abbauen. Also brachten wir zunächst mal die Hunde zum Auto und bauten dann Benches und Zelt ab, verstauten alles „reisefest“ und machten uns auf den Weg. Aber noch nicht nach Hause. Denn wir hatten noch eine Verabredung mit Hanne und ihrem Mann vom dänischen Zwinger Grand Apso. Dort waren vor zweieinhalb Wochen Welpen nach Flyer gefallen, die wir uns unbedingt noch ansehen wollten. Und da der Zwinger auf unserem Heimweg lag, bot sich ein Zwischenstopp an. Bis Montag wollten wir bei Hanne bleiben, um dann ganz gemütlich nach Hause zu fahren. Übernachten sollten wir in einem Wohnwagen, der auf einer großen Wiese neben Hannes Haus stand. Striker hatte sich inzwischen wieder von der Hitze erholt, und es war eine Freude zu sehen, wie er ausgelassen über die riesige Wiese tollte und sich so richtig verausgabte.

Abends begutachteten wir die  Welpen. Es ist ein sehr harmonischer Wurf, und die Puppys sind sehr viel versprechend. Linda und ich hatten gleich unsere Favoriten ausgemacht: Der Rüde mit dem lila Band und die Hündin mit dem roten Halsband gefielen uns am besten. In gemütlicher Runde unterhielten wir uns noch bis spät in die Nacht – natürlich über Doggen (über was sonst?). An all den Tagen sprachen wir eigentlich nur Englisch – das verstehen fast alle Skandinavier, sogar an Tankstellen und in Supermärkten.

Wir haben viel Neues erfahren

Wir stellten viele Unterschiede im System bei den einzelnen Ländern fest. Die Zuchtbestimmungen sind absolut verschieden. So gibt es kein Verbot, was Farbkreuzungen betrifft. Und obwohl die Skandinavier alle Farben querbeet durcheinander kreuzen dürfen (das aber sehr überlegt und sehr geplant tun), sind die Doggen, die wir gesehen haben, sehr schön in der Farbe. Die Gelben und Gestromten haben ausgeprägte schwarze Masken, die Blauen ein schönes dunkles Blau, die Gefleckten ein Weiß, das man hier bei uns kaum findet, und die Schwarzen ein tiefes Lackschwarz. Auch der Typ Hund ist ziemlich gleich. Hier kann man beim besten Willen nicht sagen, die Gelben seien eher groß und schwer und die Gefleckten kleiner und leichter – hier sieht man durchgängig den skandinavischen Typ Dogge. Ganz besonders interessant fanden wir die Zuchtgruppen-Wettbewerbe. Da sah man zum Beispiel eine gelbe Zuchtgruppe, in der auch ein schwarzer Rüde stand. Verwundert fragte ich, wieso das denn möglich sei – so was gebe es bei uns nicht. Des Rätsels Lösung: Es handelte sich um einen gelben Deckrüden und seine Nachzucht – und zu eben dieser Nachzucht gehörte der schwarze Rüde, der aus einer Verbindung des Gelben mit einer schwarzen Hündin stammte.

Was uns auch auffiel, waren die Köpfe. Viele Rüden hatten schmalere und leichtere Köpfe als hier bei uns die Hündinnen. Und auch das erklärte man uns. Schmale, lange Köpfe seien in Dänemark ein Zuchtziel, und schon in der Wurfkiste werden die Welpen vorrangig nach ihrem Kopf beurteilt. Striker, so erklärte man mir, sei zwar ein wunderschöner Hund mit einem korrekten Körperbau und einem tollen Gangwerk – aber sein Kopf sei für skandinavische Verhältnisse einfach zu schwer. Man wolle hier gar nicht einen so ausgeprägten Stopp, wie mein Dicker ihn hat, und auch ein so großer Kopf sei einfach nicht erwünscht. Der gleiche Hund mit einem anderen Kopf habe in Skandinavien durchaus Champion-Qualität. Mir gefällt mein Dicker so, wie er ist, und ganz gleich, wie er auf Ausstellungen abschneidet – für mich ist er einfach der schönste…

Die Rückfahrt

Nachmittags brachen wir bei Hanne auf. Jetzt hatten wir nur noch knapp 700 Kilometer vor uns, und abends um zehn waren wir zurück bei den Doggen v.’ Buitengebeuren. Kaicy, die während der ganzen Zeit bei Dick geblieben war, freute sich sehr, uns wieder zu sehen und tobte ausgelassen mit Striker über die Hundewiese. Und auch Flyer war froh, wieder zuhause zu sein. 2300 Kilometer hatten wir auf unserer Skandinavien-Tour zurückgelegt. Und nach zwei schönen Urlaubstagen bei Linda und Dick machte auch ich mich dann auf den Heimweg. Bis zum Westerwald lagen noch 400 Kilometer vor mir und meinen Hunden, die dann abends sichtlich froh waren, wieder bei den Burg-Sayn-Doggen angekommen zu sein.

Jetzt haben wir alle erst einmal einen Monat Ausstellungspause, bevor es wieder auf Tour geht…