5. Tag – Auf dem Weg nach Lake Placid

Unser Hotel
Der Eingang zu unserem Hotelflügel
Blick über den Lake Mirror

Mehr als 670 Meilen (fast 1100 Kilometer) lagen auf dem Weg von Willard/Ohio nach Lake Placid/New York vor uns. Auf unserer Route rund um den Eriesee bis in die Stadt, die Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1980 war, fuhren wir durch die US-Staaten Ohio, Pennsylvania und New York. Das heißt, Linda fuhr. Ich war der Navigator. Schon bei Linda zu Hause hatten wir über Google Map die Fahrtroute ausgedruckt. Und da saß ich nun, Karte und Routenplan auf dem Schoß, und lotste Linda durch die USA. Sich in Amerika zurecht zu finden, ist sehr einfach. Alle Straßen, auch die kleinsten Landstraßen, sind nummeriert. Die Straßennummern sind deutlich von Schildern entlang des Weges abzulesen. Nähert man sich einer Kreuzung, wird schon 100 Meter vorher angezeigt, welche Straßen sich hier verzweigen. Und damit man auch wirklich in die richtige Richtung abbiegt, sind alle Wege mit der Richtung, in die sie führen, gekennzeichnet. Also „East“, „South“, „West“ und „North“. Auf diese Weise ist es fast unmöglich, sich zu verfahren oder falsch abzubiegen. Darüber hinaus hatte unser Google-Map-Plan noch eine angenehme Besonderheit: Er gab die Strecke, die wir auf einer Straße zurückzulegen hatten, nicht nur in Meilen, sondern auch ungefähr in Minuten an. Ein Blick auf die Uhr sagte mir also immer, wann ich aufpassen musste, weil eine Kreuzung bevorstand, an der wir die Interstate oder die County-Straße wechseln mussten. Auf amerikanischen Interstates zu fahren, ist recht gewöhnungsbedürftig. Hier darf nämlich rechts und links überholt werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 Meilen (knapp über 100 km/h), außer in Baustellen – da darf nur 55 Meilen schnell gefahren werden. Trucks fahren fast genauso schnell. Da es Samstag war, waren jedoch nicht allzu viele unterwegs. Die Straßen sind relativ schlecht – überall tiefe Schlaglöcher und zum Teil noch Straßendecken aus Betonplatten. Richtig gut sind eigentlich nur die Streckenabschnitte, die „Toll-Roads“ sind, also Straßen, für die Mautgebühr erhoben wird. Und davon gibt es in Amerika einige. Die Gebühren sind allerdings bei weitem nicht so hoch wie zum Beispiel in Frankreich. Für das längste Streckenstück mussten wir gerade mal 6,50 Dollar zahlen. Bis Buffalo fuhren wir am Eriesee entlang – ein See von unvorstellbarer Größe. Bis zum Horizont sah man nach allen Seiten hin nichts als Wasser. In Watertown verließen wir die Interstate – und damit, so schien es, auch die „zivilisierte Welt“. Wir waren wieder in der „wilderness“ gelandet. Es ging quer durch Wälder, über kurvenreiche Straßen, bergauf und bergab. Fast meinte man, man sei im Schwarzwald. Überwiegend Nadelbäume säumten die Straße, dazwischen sehr viel Moorland und unzählige kleine und größere Seen. Die Außentemperatur sank um fast 10 Grad, und bald begann es zu regnen. Wir waren in den Adirondecks, dem Berg- und Waldabschnitt des Staates New York, der berühmt ist für sein granithaltiges Gestein (das hier jedoch nicht genutzt wird), für seine weitläufigen Wälder, seine weit über 1600 Seen und sein raues, feuchtes Klima. Das erlebten wir nun am eigenen Leibe. Weit und breit waren keine Häuser oder Siedlungen in Sicht, der Regen prasselte auf die Autoscheiben, und unser Handy teilte uns mit „kein Netz“. Wer hier eine Autopanne hat, ist aufgeschmissen. Kilometer um Kilometer fuhren wir durch den Wald, und Linda erzählte mir, dass in den Adirondacks nicht nur Wölfe und Kojoten, sondern auch Schwarzbären leben. Na prima! Ich war jedenfalls froh, als wir uns nach insgesamt 11 Stunden „on the road“ endlich Lake Placid näherten und damit wieder der Zivilisation.
Unser Zimmer im Crown Plaza entpuppte sich als „Mannschaftsquartier“. Zwei große Räume mit jeweils einem Fernseher, eine Kochnische, ein großes Bad. Im ersten Zimmer standen zwei King-Size-Betten (die sind etwa 1,30 bis 1,40 Meter breit). Jedes bot damit Platz für zwei Personen. Im zweiten Zimmer stand ein „Queen-Size-Bett“, das größte Bett, das ich je gesehen habe. Es war gut 2,50 Meter breit – hier hätten locker vier Personen gleichzeitig schlafen können. Müde von der langen Tour fielen wir bald in unsere „Riesenbetten“. Am nächsten Tag wollten wir schließlich ausgeruht sein, denn wir hatten vor, Andrea und Erik zu treffen, die mit ihren drei Doggen-Hündinnen im Frühjahr 2009 von Holland in die USA ausgewandert waren. Eine dieser Hündinnen ist Voce, die blaue Tochter von Striker und Raffles.