3. Tag – Die Ausstellung

Die Ausstellerzelte rund um den Ring
Die Mobilhomes
Jeffs Mobilhome
Vorbereitungszelt
Vorbereitungsring
Klasse der Rüden, 12-18 Monate
Hündinnen 12-18 Monate
Open Fawn Rüden
Open Blue Rüden
Open Blue Hündinnen
Open Black Hündinnen
Open Harlequin Hündinnen
Championklasse
Championklasse
Championklasse
Championklasse
Championklasse
Bester Rüde gestromt
Stand aus dem Laufen heraus
She`s A Knockout
She`s A Showgirl
Ausscheidung Winners Bitch
Ausscheidung Winners Bitch
Winners Bitch unter Richterin Linda v.d. Vijver
Winners Bitch am 2. Tag: She`s A Knockout, Handler: Jeff Lawrence
Reserve Winners Bitch
Winners Dog: Captain Barbosa, Handler Jeff Lawrence
Reserve Winners Dog
Best Opposite
Platzierung BOB
Best in Show: She`s A Showgirl, Richterin: Linda v.d. Vijver, Handler: Patrice Lawrence
"Double Handling" beim Fotoshooting
Jeffs Motorhome von innen
Fachsimpeln nach der Show

Am  Ausstellungstag war es leicht bewölkt, die Temperaturen lagen bei etwa 23 Grad – das ideale Ausstellungswetter. Wir wurden gegen 10.30 Uhr im Hotel abgeholt und zum Ausstellungsgelände gebracht. Das war wunderschön gelegen auf einem ausgedehnten Campingplatz mit vielen Wiesen, jeder Menge Stellplätze für Wohnmobile, hervorragend ausgestatteten, klimatisierten Waschräumen und einem kleinen Restaurant. Es gab einen großen Ring, um den herum die Aussteller ihre Zelte aufgebaut hatten, ein lang gestrecktes Zelt für die Ringvorbereitung und, parallel dazu, an  einer Seite des Rings ein langes Zelt, in dem die Hunde während des Richtens stehen konnten. So konnten alle Hunde im Schatten gerichtet werden – angenehm für die Tiere, die Handler (so werden in den USA die genannt, die die Hunde vorführen) und den Richter. Linda ging direkt zu ihrem „Arbeitsplatz“, ich suchte mir ein Plätzchen an der Ringseite, von dem ich alles überblicken konnte. Ich begrüßte Jeff und Patrice, mit denen wir eine tolle Zeit bei der Crufts in Birmingham verbracht hatten, und andere Züchter, die ich in Kalifornien kennen gelernt hatte. Amerika ist zwar ungeheuer groß, aber die Doggenleute kennen sich quer durchs Land. Als Lindas Freundin wurde ich überall akzeptiert und freundlich aufgenommen – ein Zeichen dafür, wie bekannt und beliebt Linda inzwischen auch in den USA ist und wie sehr man ihre Meinung schätzt.
Eine Doggenausstellung in Amerika läuft völlig anders ab als hier bei uns. Zunächst werden morgens früh die „Sweepstakes“ gerichtet. Das sind junge Hunde (bis zu 18 Monaten), die zumeist noch auf ihre Ausstellungslaufbahn vorbereitet werden. Gerichtet werden sie von einem Richteranwärter (der also auf seine Richterlaufbahn vorbereitet werden muss). Eingeteilt sind die Sweepstakes in Puppys von 6 bis 9 Monaten und von 9 bis 12 Monaten und Juniors von 12 bis 15 und von 15 bis 18 Monaten. Gekört wird „Best Puppy“, „Best Junior“ und „Best in Sweepstakes“. Anders als bei uns, können hier auch Barpreise für die vier Erstplatzierten gewonnen werden. Alle Hunde, die bei den Sweepstakes gemeldet sind, müssen auch in den regulären Klassen der Ausstellung gemeldet werden. Deshalb durften Linda und ich die Sweepstakes an diesem Morgen nicht sehen.
Nach den Sweepstakes geht es mit den „Regular Classes“ los. Und schon beim Durchblättern des Katalogs fallen die ersten Unterschiede zu unseren Ausstellungen auf. Linda hatte 99 Hunde zu richten – damit war die Ausstellung als eine „Major“ qualifiziert. Bei einer „Major“-Show gibt es fünf Punkte für die bestplatzierte Hündin und den bestplatzierten Rüden („Winners Bitch“ und „Winners Dog“). Für den Titel „Amerikanischer Champion“ benötigt man 17 Punkte. Eine Zeitvorgabe dafür gibt es nicht, genauso wenig ein Mindestalter für die Hunde. Da die meisten Shows in den USA wegen der großen Entfernungen an vier aufeinander folgenden Tagen stattfinden, bei denen vier verschiedene Richter richten, ist es also theoretisch möglich, an einem Wochenende amerikanischer Champion zu werden (was allerdings so gut wie nie passiert). Die Klasseneinteilung bei einer solchen Ausstellung ist wie folgt:

  • Puppys von 6 bis 9 Monaten, wobei zuerst alle Rüden, gleich welcher Farbe, zusammen im Ring stehen, danach folgen die Hündinnen aller Farben zusammen.
  • Puppys von 9 bis 12 Monaten 
  • Junior von 12 bis 18 Monaten 
  • Amateur- bzw. Besitzer-Handler, also Hunde, die nicht von professionellen Handlern sondern von ihren Besitzern vorgestellt werden, in allen Farben (normalerweise werden in den USA die Hunde von professionellen Handlern wie Jeff und Patrice, die an diesem Tag über 20 Hunde vorstellten, präsentiert. Die Handler werden für die Vorstellung des Hundes bezahlt und erhalten bei Platzierung eine Erfolgsprämie).
  • Bred by Exhibitor, also vom Aussteller selbst gezüchtete Hunde
  • American Bred, also Hunde, die rein aus amerikanischen Linien gezüchtet worden sind

In all diesen Klassen werden immer erst die Rüden und dann die Hündinnen aller Farben zusammen gerichtet. Danach gibt es dann die Offenen Klassen, in denen auch die Junioren präsentiert werden dürfen. Die Offenen Klassen sind unterteilt in

  • Open Black (alle schwarzen Doggen)
  • Open Blue (alle blauen)
  • Open Brindle (gestromt)
  • Open Fawn (gelb)
  • Open Harlequin (gefleckt) und
  • Open Mantle (die Mantel-Zeichnung gilt in Amerika als eigenständige Farbe).

Hier finden wir also wieder das bei uns bekannte Richten nach Farbschlägen. Zuerst werden alle Rüden gerichtet. Dann wird aus den jeweils erstplatzierten (aus allen zwölf Klassen und allen Farben, also auch von den Puppys) der beste Rüde der Ausstellung gewählt. Der ist dann „Winners Dog“ und bekommt die 5 Major-Punkte. Die Vergabe der Reserve-Punkte erfolgt wie bei uns: Aus der Klasse, aus der „Winners Dog“ kommt, rückt der Zweitplatzierte nach,  so dass wiederum 12 Hunde im Ring stehen, aus denen der Richter den Zweitbesten der Show wählen muss.
Nach einer kurzen Pause gibt es genau das gleiche bei den Hündinnen.
Wenn „Winners Bitch“ feststeht, werden die Veteranen vorgeführt. Hier gibt es nur eine Unterscheidung zwischen Rüden und Hündinnen, keine Differenzierung nach Farbschlägen, so dass alle Farben zusammen im Ring stehen. Danach folgt die Champion-Klasse, Best of Breed genannt. In dieser Klasse kommen Rüden und Hündinnen aller Farben, die einen Champion-Titel errungen haben, gemeinsam in den Ring. Sowohl die Veteranen wie auch die Champions erhalten keine Major-Punkte. Sie können die Titel „Best Veteran“ bzw. „Best of Breed“ gewinnen.  Zusätzlich zu den Champions kommen in dieser Klasse, in der der beste Hund der Show gekört wird, auch Winners Dog und Winners Bitch und die besten Veteranen mit in den Ring. Hier werden keine Major-Punkte mehr gegeben. Hier geht es nur um den besten Hund der Show. Zusätzlich zum Titel "Best in Specialty Show" (BISS) wird hier auch der Titel "Best Opposite Sex" vergeben. Ist der beste Hund der Show am Schluss eine Hündin (wie unter Linda der Fall), dann wird als „Best Opposite Sex“ der beste Rüde ausgewählt. Ist der Beste der Show ein Rüde, dann ist „Best Opposite Sex“ eine Hündin.
Beeindruckt hat mich, wie schon vor zwei Jahren in Kalifornien, die Ruhe und Disziplin, mit der eine solche Ausstellung in Amerika abläuft. Jeder Handler weiß genau, wann und in welcher Reihenfolge er in den Ring muss, jeder steht ohne Aufforderung direkt an seinem richtigen Platz. Und während die eine Klasse noch im Ring ist, werden draußen die Hunde der nächsten Klasse vorbereitet. Bei Temperaturen, die meist über 30 Grad betragen, ist es besonders wichtig, die Tiere kühl zu halten. Im weiter oben bereits beschriebenen Vorbereitungszelt  übernehmen die Handler die Tiere von ihren Besitzern. Jeder Handler ist ausgestattet mit einer Kühlbox, die am Rand des Vorbereitungszeltes steht und randvoll ist mit Eiswürfeln. In diesen Eiswürfeln liegt ein Tuch, ähnlich einem Fenstervlies, das den Hunden über den Rücken gelegt und unter dem Bauch und vor der Brust wie eine Pferdedecke befestigt wird. So kühlen die überhitzten Tiere recht schnell ab. Ein weiterer Trick, um einem Kollaps der Hunde bei der enormen Hitze vorzubeugen, sind Sprühnebler. Das sind Flaschen, ähnlich einer Pflanzen-Sprayflasche, die mit eiskaltem Wasser gefüllt sind und einen winzig feinen Nebelschleier versprühen. Auch sie werden im Eis aufbewahrt. Mit diesem kalten Nebel sprühen die Handler den Hunden Kopf, Beine und Bauch ab, bevor sie den Ring betreten. Ein bisschen Nebel auf dem eigenen Körper kann dabei auch nicht schaden. Ich habe es ausprobiert – es erfrischt herrlich und kühlt den Körper sekundenschnell ab.
So präpariert, kommen die Hunde auch bei großer Hitze erfrischt und ohne Hecheln in den Ring. Zunächst präsentiert sich die gesamte Klasse dem Richter – und zwar von der Seite, nicht, wie so oft bei uns, frontal. Danach gibt es ein bis zwei gemeinsame Laufrunden. Und dabei zeigt sich, dass die amerikanischen Handler Profis sind und sehr fair und sportlich vorgehen. Immer fragt vor dem Loslaufen der Erste die Nachfolgenden, ob sie bereit sind. Das Richten und Bewerten der Hunde geht sehr schnell vonstatten. Es gibt keinen Richterbericht, der Richter macht sich lediglich auf einem Block über eventuelle Auffälligkeiten Notizen. Zähne werden nachgesehen, der gesamte Körper abgetastet, und dann geht`s auch schon ans Laufen. In der Regel laufen die Händler ein Dreieck, nicht, wie bei uns, eine Runde. Lange Ringseite, kurze Ringseite, und dann diagonal auf den Richter zu. Mit dem letzten Schritt steht der Hund in perfekter Ausstellungsmanier direkt vor dem Richter. Danach wird noch einmal eine Diagonale gelaufen – vom Richter weg und zurück auf ihn zu. Während der eine Hund noch läuft, hat der nachfolgende Handler seinen Hund schon in die perfekte Ausstellungsposition gebracht, so dass der Richter sich direkt dem nächsten Tier zuwenden kann. Das alles läuft ruhig und ohne große Worte ab.
Trainiert werden die Hunde vom Puppy-Alter an. Schon im Alter von sechs bis acht Wochen werden die Welpen täglich fünf Minuten lang auf einen Tisch gestellt. Das Kommando „stand“ lernen sie so spielerisch, denn zunächst müssen sie nur ganz ruhig stehen bleiben, ohne sich hinzusetzen oder zu legen. Klappt das, kommt der nächste Schritt: Die Welpen werden in die richtige Position gestellt, Fuß nach Fuß. Dem Kommando „stand“ folgt dann das Kommando „stay“. Für die Präsentation des langen, geschwungenen Halses und der in Amerika meist kupierten Ohren verwenden die Handler einen ganz besonderen Trick: Sie haben immer getrocknete Leber in der Tasche, ein Leckerbissen, auf den die Hunde ganz scharf sind. Ein Stückchen Leber vor die Nase halten, dann die Hand mit der Leber hochheben – und schon sind Hals und Ohren in perfekter Position. Auch das Laufen wird von Kindesbeinen an trainiert. Oft gilt das Kommando „follow“, und die Hunde laufen ohne Zwang, ohne Gezerre und ohne aus dem Ring zu ziehen neben dem Handler her. Auch hier wirkt natürlich die Leber in der rechten Hand des Handlers Wunder beim Gesamtausdruck…
Bei den letzten Schritten aus der Diagonale auf den Richter zu gibt es wieder das Kommando „stand“ (die Kommandos sind von Handler zu Handler unterschiedlich), und schon tut der Hund, was er gelernt hat: Er stellt sich in perfekter Ausstellungsposition direkt vor den Richter hin. Auch dabei hilft natürlich die getrocknete Leber in der Hand des Handlers…
Eigentlich ist es überflüssig, zu erwähnen, dass die ausgestellten Doggen äußerst gepflegt sind. Die Krallen sind extrem kurz. Sie werden mindestens einmal in der Woche geschnitten und gefeilt. Viele Züchter und Handler benutzen für die Krallenpflege einen Dremel. Hunde mit stumpfem, glanzlosem Fell oder Spuren von Haarwechsel sieht man so gut wie nie. Die Tiere werden regelmäßig gebürstet und gewaschen. Und genauso gepflegt wie die Hunde treten auch die Handler auf: Die Herren in Anzug und Krawatte (auch bei 30 Grad), die Damen im Kleid oder Kostüm (ganz selten mit Hosen). Shorts und T-Shirts sucht man hier vergeblich.
Die Doggen in den USA haben vieles, was man bei unseren Hunden zunehmend vermisst: Eine enorme Größe, eine sehr gute Oberlinie mit geradem, festen Rücken, einer schönen Kruppe und einer gut angesetzten Rute, einen langen, schwungvollen Hals und einen schmalen, lang gestreckten Kopf. Wurde vor Jahren bei den amerikanischen Doggen der fehlende Stopp und die knappe Belefzung bemängelt, so ist das heute nicht mehr so. Die Köpfe sind ausdrucksstark und edel – so, wie sie sein sollten. Im Vergleich zu unseren Doggen sind die amerikanischen in der Brust etwas schmaler, die Brusttiefe jedoch ist gut. Insgesamt wirken die Tiere sehr harmonisch. Auch die Hinterhandwinkelungen sind in Ordnung. Was man jedoch häufig sieht, sind etwas zu weit vorgelagerte Schulterblätter mit zu weitem Schulterabschluss. Dadurch stehen viele Hunde in der Vorhand etwas steil. Das Gangwerk ist bei fast allen Hunden hervorragend: Weit ausgreifende Schritte, sehr viel Schub aus der Hinterhand, dabei ein gerader, fester Rücken, ein schön getragener Hals – es ist einfach ein schönes Bild, diese Hunde in Bewegung zu sehen.
Bei der Vielzahl der ausgestellten Hunde sind einige mir ganz besonders aufgefallen.  Zunächst einmal ein gelber Rüde, gerade 14 Monate alt, mit einer hervorragenden Ringpräsentation und einem tollen Gangwerk. Der Hund schien fast durch den Ring zu schweben… „Captain Barbosa“ wurde dann auch nicht nur bei Linda „Winners Dog“ und erhielt 5 „Major“-Punkte, sondern erreichte am nächsten Tag unter einer anderen Richterin die gleiche Platzierung und machte damit sein Punktekonto für den amerikanischen Champion voll. US-Champion im Alter von 14 Monaten – das ist eine Leistung…
Bei den Hündinnen überzeugte mich eine blaue Hündin ganz besonders. Ihr Name „She`s A Knockout“ ist Programm: Diese Hündin haute mich regelrecht um. Sie überragte alle anderen Hündinnen (die auch nicht gerade klein waren) um fast zehn Zentimeter. Substanzvoll und muskulös, zeigte sie jedoch sehr viel Adel und Eleganz. So, genau so sollte eine Dogge meiner Ansicht nach aussehen. „She`s A Knockout“ wurde dann auch Erste in der Klasse „Open Blue Bitch“, musste jedoch bei den „Winners Bitch“ am ersten Tag unter Linda einer wunderschönen gefleckten Hündin den Vortritt lassen (am zweiten Tag wurde „She`s A Knockout“ dann „Winners Bitch“ und erhielt die 5 Major-Punkte). Die gefleckte Hündin, „Four D´s Ms Ice“, bestach durch eine reinweiße Grundfarbe, eine sehr gute Fleckverteilung ohne jedes Grau, sehr viel Adel und Eleganz und ein wunderschönes Gangwerk. Das „Best of Breed“ in der Champion-Klasse ging an diesem Tag an eine blaue Hündin. „She`s A Show Girl“, eine Halbschwester von „She`s A Knockout“ (gleiche Mutter – „Dixie Chick v. Saravilla”), machte ihrem Namen alle Ehre: Sie überzeugte durch eine Ringpräsenz, die alle anderen Hunde in den Schatten stellte. Man musste sie einfach immer wieder ansehen…
Dem Ende des Richtens folgt bei amerikanischen Ausstellungen das „Fotoshooting“. Die Gewinner aller zwölf Klassen (Rüden und Hündinnen), Winners Dog und Winners Bitch, die Reserve-Gewinner, der beste Veteran und der Hund mit dem BOB aus der Champion-Klasse werden gemeinsam mit dem Richter und ihrer Gewinn-Rosette fotografiert. Und was während des Richtens verpönt ist, nämlich das Double-Handling, sieht man hier in Vollendung. Damit sich die Hunde, die nach einem langen Ausstellungstag ebenso müde sind wie Richter und Handler, auch wirklich von ihrer Schokoladenseite präsentieren, wird gerufen, gepfiffen, herumgehüpft und animiert, was das Zeug hält. Bei so vielen Hunden, die hier abgelichtet werden müssen (auf jedem Foto wird gleichzeitig auch eine Tafel mit dem errungenen Ergebnis abgebildet, die natürlich jedes Mal neu bestückt werden muss), dauert solch ein „Fotoshooting“ endlos lange. Ich hatte den Fotografen, einen humorvollen Mann namens Phil Steele, gefragt, ob ich die Winner auch fotografieren dürfe und bekam die Erlaubnis. So hüpfte auch ich im Ring herum und schoss viele schöne Fotos.
Nach langen und anstrengenden Stunden (weniger für mich, da ich entspannt im Schatten sitzen konnte, als vielmehr für Linda und die Handler, die zum Teil zehn und mehr Hunde vorführten) ließen wir den Tag ganz gemütlich im Kreis der Züchter und Aussteller ausklingen.

3. Tag – „After Show Party“

Taco-Party
Taco-Party
Taco-Party
Agnes

Dass die amerikanischen Züchter und Handler eine eingeschworene Gemeinschaft sind, zeigte sich ja schon tagsüber während des Richtens. Wie munter es aber abends in ihren Kreisen zugehen kann, das sollten wir an diesem Tag noch erleben. Linda und ich wurden zu einer Taco-Party auf dem Campinggelände eingeladen. Eine gute Gelegenheit, nicht nur die Hunde einmal außerhalb des Rings kennen zu lernen, sondern auch ihre Besitzer und Züchter. Die meisten Handler reisen in den USA mit großen Wohnmobilen von Schau zu Schau, lang und breit wie ein normaler Reisebus, oft noch mit der Option, nach dem Abstellen die Innenfläche durch Ausfahren von Erkern erheblich zu verbreitern. Diese Wohnmobile sind voll klimatisiert und „hundegerecht“ ausgestattet. Jeff erlaubte mir mal einen Einblick in sein fahrbares Zuhause. Auf den Fahrten zu einer Ausstellung hängt er an das lange Vehikel mittels einer Anhängerkupplung noch einen PKW an, damit er bei Bedarf mobil ist und mit dem Wohnmobil nicht auf Supermarkt-Parkplätzen oder in engen Ortsstraßen rangieren muss. Innen ist das Mobil-Home komfortabel ausgestattet: Küche, Büro, Computer mit Internet-Zugang, zwei bequeme Schlafzimmer und Bad, eine gemütliche Fernseh-Ecke – nichts fehlt. Am beeindruckendsten ist aber die „Hunde-Abteilung“. An einer Längsseite des Fahrzeugs befinden sich nebeneinander große Benches für die Doggen – sechs Hunde können Jeff und Patrice so mitnehmen. Immer dabei sind auch die Dackel von Patrice und die achtjährige gefleckte Doggenhündin Simone. Vor dem Wohnmobil befinden sich unter einer Markise noch einmal vier große Benches – hier werden die Hunde in den Abendstunden, wenn es draußen kühler wird, untergebracht. Die Nacht verbringen dann alle wieder im klimatisierten Motor-Home. Kein Züchter und kein Handler lässt seine Hunde unbeobachtet – wer sich von seinem Wohnmobil entfernt, bringt seine Hunde aus den Außenbenches zurück in den Wagen und schließt die Tür ab.
An diesem Abend traf sich die ganze Ausstellergemeinschaft vor dem Mobil-Home von Sue und Steve Mahany, einem der größten und bekanntesten amerikanischen Gelb-Züchter. Jeder brachte etwas mit: Nachos, Dips, Salat, Tomaten, Getränke, eine Margherita, Stühle, Becher, Teller. Dann saß man in gemütlicher Runde beisammen, genoss Sue`s berühmte, selbst gemachte Tacos, schlürfte Margheritas und fachsimpelte über die Doggenzucht. Hier lernte ich nicht nur vieles über die amerikanischen Doggenleute und ihre Hunde, sondern auch über das Ausstellungstraining. In dieser Runde trafen wir auch Melanie, die an diesem Tag die Sweepstakes gerichtet hatte und die im gleichen Motel wie wir, nur zwei Türen weiter, wohnte. Melanie nahm uns später mit nach Hause. Auf dem Heimweg deckten wir uns noch mit Wein und Chips ein, und vor dem Motel saßen wir bis 1 Uhr morgens zusammen. Zu uns gesellte sich auch Cheryl mit ihrer schwarzen Hündin Agnes, die an diesem Tag in der Klasse Open Black Bitch Zweite geworden war. Agnes war heiß, und sie hatte überhaupt keine Lust, sich im Ring von ihrer besten Seite zu zeigen. „She was`nt up“ erklärte uns Cheryl. Agnes war zwar nicht „up“, aber dafür umso verschmuster… Wir erfuhren an diesem Abend nicht nur viel über Doggen, sondern auch über Kosmetik. Melanie vertritt nämlich eine Schweizer Kosmetikfirma in den USA und erklärte uns, dass selbst Produkte von Pantene, Garnier und Loreal, die es in den USA und in Europa sogar unter gleicher Bezeichnung gibt, noch lange nicht das Gleiche enthalten. Der Grund: Die Normen für Kosmetika sind in Europa viel höher, und in us-amerikanischen Produkten sind Inhaltsstoffe enthalten, die den europäischen Normen nicht entsprechen würden. Auch die Deklarationsvorschriften für Inhaltsstoffe werden in Amerika lockerer gehandhabt. Wieder was Neues gelernt…