1. Tag - Anreise

Schon früh am Morgen waren Linda und ich auf den Beinen. Die Tickets waren ausgedruckt, die elektronische Sicherheitsabfrage, die man für Flüge in die USA haben muss, ebenfalls. Jetzt galt es nur noch, auf den Abflug zu warten. Laut Linda sollte die Maschine nach Detroit um 13.30 Uhr von Amsterdam-Shiphol aus starten – vor 11 Uhr brauchten wir also nicht am Flughafen zu sein. Ab 8.30 Uhr saßen wir auf gepackten Koffern, um 10.30 Uhr fuhr uns Lindas Mann Dik zum Airport. Beim Einchecken gab es dann das erste Problem: Der Check-in funktionierte nicht. Und das hatte einen guten Grund: Die Maschine nach Detroit hatte gerade abgehoben. Statt der Abflugzeit hatte Linda sich nämlich die Ankunftszeit in Detroit gemerkt. Planmäßiger Abflug war um 10.50 Uhr. Das fing ja gut an! Und was nun? Wir mussten einen neuen Flug mit der nächsten Maschine buchen. Die sollte um 12.50 Uhr starten und um 16.30 Uhr in Detroit landen. Da es inzwischen kurz vor 12 war, blieb uns nicht mehr viel Zeit zum Einchecken und zur Passkontrolle. In die USA zu fliegen, kann ganz schön lästig sein – zumindest, was die Kontrollen und die Befragungen angeht. Wann ich von Deutschland nach Holland gefahren sei, ob ich meinen Koffer selbst gepackt hätte, ob ich ihn unbeaufsichtigt irgendwo stehen gelassen hätte, ob er abgeschlossen sei, warum ich in die USA wolle usw.
Wir waren froh, als wir in der Maschine saßen und es endlich losging. Um 15 Uhr landeten wir in Detroit. Doch das Prozedere hier war noch extremer. Alle nicht-amerikanischen Passagiere der Maschine kamen in eine abgesperrte Halle der Homeland-Security. Fotoapparate und Handys (die in den USA „Cellular Phones“ heißen), waren strengstens verboten. Nach endlosem  Warten ging dann die Fragerei weiter. Was man in den USA tun wolle, ob man alleine einreise, was man für einen Beruf ausübe, ob man in den USA arbeiten wolle, wo man hin möchte. Ich machte den Fehler, zu sagen, dass ich Freunde treffen wolle. Da ging es erst richtig los. Woher ich die kennen würde, wo die leben würden, was sie beruflich machen würden, ob ich bei denen wohnen würde. Nach unzähligen Fragen wurde dann noch ein Foto von Linda und mir gemacht, Fingerabdrücke von beiden Händen genommen, und dann war es geschafft: Wir hatten unser Visum und durften amerikanischen Boden betreten. Schnell noch die Koffer vom Gepäckband holen, und dann nichts wie raus aus der Flughafen-Halle. Wir wollten ein Auto mieten und damit dann die 200 Meilen (etwa 320 Kilometer) bis Willard in der Nähe von Cleveland fahren. Dort sollte zwei Tage später die Great-Dane-Show stattfinden, zu der Linda als Richterin eingeladen war. In den USA ein Auto zu mieten, ist einfach und unkompliziert, hatte Linda mir erklärt. Und sie schien Recht zu haben, denn überall an den Ausgängen des Flughafens befanden sich Terminals mit direkten kostenlosen Telefonverbindungen zu Autovermietungen. Linda rief bei Avis an und erfuhr, dass noch ein Wagen zu haben sei. Wir sollten den Ausgang zum mittleren Parkdeck auf Etage vier nehmen, von dort würden Shuttle-Busse direkt zu den Autovermietungen fahren. Gesagt, getan. Mittlerweile war es fast 17.30 Uhr (nach europäischer Zeit ganze 6 Stunden später, also mitten in der Nacht). Der Avis-Bus lud uns mitsamt zwei Koffern, zwei großen Handtaschen, Jacken und Handgepäck ein und raste 10 Minuten lang bis zu einem riesigen Car-Rental-Park. Dort angekommen, standen wir mit all unserem Gepäck bei Avis und mussten erfahren, dass doch kein Auto mehr frei war. Was nun? Nach einigem Hin und Her erklärten sich die Avis-Leute bereit, bei anderen Autovermietungen anzurufen. Wir bekamen schließlich bei Enterprise einen Wagen. Und wie sollten wir dorthin kommen? Es gab nur einen Weg: Wieder zurück in den Avis-Shuttle und dann zum Flughafen (zum uns inzwischen bekannten Parkdeck 4). Dort luden wir also unser Gepäck wieder aus und warteten auf den Enterprise-Shuttle. Es war schließlich fast 18.30 Uhr, als wir endlich in unserem Mietwagen (einem Hyundai Solano) saßen und uns auf den Weg nach Willard machen konnten. Nach dreistündiger Fahrt kamen wir an – und waren „in the middle of nowhere“ gelandet. Eine Handvoll Häuser, eine Tankstelle – das war`s. Das konnte ja heiter werden… Eine angenehme Überraschung (man sollte es kaum glauben nach so einem chaotischen Tag) war unser Motel-Zimmer: Zwei King-Size-Betten, eine Kochnische, ein Bad. Was wollte man mehr? Wir waren todmüde, als wir schließlich ins Bett fielen.