Donnersag, 1. Mai: San Francisco
Strahlender Sonnenschein begleitete uns auf dem Highway 101 Richtung San Francisco. Heute sollte ich sie also kennenlernen, die Stadt der Hippies. Betriebsam ist sie, so wie jede andere Großstadt. Aber San Francisco ist trotzdem anders. Die Bucht, die Brücken, das tiefblaue Meer: Dies alles lässt eine ganz besondere Stimmung aufkommen. Unser erster Weg führte uns quer durch die Stadt Richtung Golden Gate Bridge. Diese Brücke ist mit Recht weltberühmt – nicht, will sie so groß oder weil sie so besonders schön ist. Nein – sie spannt sich majestätisch übers Wasser – an einem Fleckchen Erde, das einfach wunderschön ist. Und ganz gleich, von welcher Seite man die Brücke betrachtet: Sie sieht immer wieder anders aus. Wir wunderten uns, dass sie ja nun wirklich überhaupt nicht golden, sondern strahlend rot ist. Die rote Farbe, so erfuhren wir, ist nichts anderes als Grundierung, die immer wieder aufgetragen wird, um die Brücke vor Feuchtigkeit und der salzhaltigen Luft zu schützen. Sieben Jahre dauert es, bis ein Anstrich komplett ist – Zeit, wieder von vorne zu beginnen. So wird eigentlich immer an der Brücke gearbeitet.
Natürlich reichte es uns nicht, die Golden Gate nur von einer Seite zu sehen – wir überquerten sie und besuchten verschiedene Aussichtspunkte, um den immer wieder neuen und immer wieder imponierenden Anblick zu genießen. Vor uns lag die Skyline von San Francisco, in der Bucht die Gefängnisinsel Alcatraz, ein Yachthafen, zerklüftete Klippen, und das alles in strahlendem Sonnenschein. Wir waren überwältigt. Und dann stießen wir auf ein Schild an der Straße, dass uns etwas stutzig machte. Es informierte uns, dass hier das Füttern von Coyoten verboten sei. Was in aller Welt soll das bedeuten? Uns ist in San Francisco und an der Golden Gate Bridge kein Coyote über den Weg gelaufen (höchstens Zweibeinige).
Von der Golden Gate ging’s dann Richtung Hafenviertel. Wir wollten Fishermen’s Wharf besuchen. Die Parkplatzsuche gestaltete sich etwas schwierig, der Fußweg zu unserem Ziel schien endlos weit zu sein. Da hatte Grady die glorreiche Idee, eine Fahrrad-Rikscha anzuhalten. Der kleine Vietnamese erklärte sich bereit, uns zur Wharf zu bringen – und zwar alle drei in einer Rikscha. Der arme Kerl hatte ganz schön zu strampeln, denn bekanntlich sind die Straßen in San Francisco nicht gerade eben, und wir drei waren keine leichte Fracht. An Fishermen’s Wharf sahen wir dann auch die berühmten Cable-Cars. Nach einem ausgedehnten Bummel durch die Straßen des Viertels genossen wir einen ausgiebigen Lunch im Crab House, bevor wir unsere Stadtrundfahrt mit dem Auto fortsetzten.
Nicht nur die modernen Geschäfts- und Bürohäuser und Hotelanlagen hatten es mir angetan – was mich hauptsächlich zum Schwärmen brachte, waren die wunderschönen viktorianischen Häuser in der Altstadt. Sie sind einfach traumhaft und erzählen von längst vergangenen Zeiten.