Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterHier ein Film, der unsere Impressionen von der Crufts bildlich darstellt und unsere Hunde im Ring zeigt.  (Biite etwas Geduld beim Herunterladen...)

Und hier folgen unsere Erlebnisse:

Crufts Report 2007

Als Besucher kannten wir sie schon – die Crufts in Birmingham, größte Hundeausstellung der Welt. Und nachdem sich Striker und Flyer für die Crufts qualifiziert hatten (ohne eine Qualifikation dürfen Ausländer ihre Hunde nicht hier ausstellen), beschlossen Linda, ihr Mann Dick, Christian und ich, unsere beiden Jungs in diesem Jahr dort zu melden. Einmal bei der Crufts ausstellen – wir freuten uns riesig darauf.

Mittwochmittag ging’s los. Von Ransbach-Baumbach nach Oegstgeest zu v.d. Vijvers, wo wir uns mit Jeff und Patrice Lawrence, Freunden aus Indiana (USA) trafen. Die beiden sind professionelle Handler und stellen in den USA auf jährlich etwa 150 Shows ihre eigenen Doggen und die anderer Besitzer aus.

 

Jeff und Patrice Lawrence

Jeff und Partrice, unsere Freunde aus Indiana

Jeff und Patrice leben auf einer Farm in Indiana, zusammen mit 26 Deutschen Doggen. Fünf davon gehören ihnen, die anderen leben bei ihnen und werden von ihnen auf Shows vorgestellt. Manche bleiben so lange, bis sie einen Champion-Titel errungen haben (was in den USA schon mit knapp neun Monaten möglich ist), andere verbringen Jahre oder gar ihr ganzes Leben in der Obhut von Jeff und Patrice. Die beiden betreuen viele Hunde, die Japanern gehören, und züchten auch im Auftrag und auf den Namen der japanischen Besitzer.

In den USA ist es normal, dass Menschen Hunde besitzen, die sie höchstens einmal im Jahr sehen und mit denen sie nie etwas zu tun haben (für mich einfach unvorstellbar). Viele Doggenbesitzer haben einfach nicht die Zeit, mit ihren Hunden Tausende von Kilometern zu fahren und Shows zu besuchen, so dass sie sie in die Obhut von Profis wie Jeff und Patrice geben, die die Hunde auch trainieren.

Doch nicht alle amerikanischen Hundebesitzer geben ihre Hunde zu einem Profi-Handler: Viele halten es auch so wie wir und leben mit ihren Tieren zusammen und würden sich nicht von ihnen trennen.

Hundeshows und Hundezucht sind in den USA ein großes Geschäft. Vor allem die Japaner mischen hier kräftig mit. Da werden nicht selten Preise im sechsstelligen Bereich für einen Deckrüden erzielt – für uns einfach unvorstellbar. Und es gibt Hunde, die sind so teuer, dass einer allein es sich gar nicht leisten kann, sie zu besitzen: Sie haben oft bis zu zehn Eigentümer.

Für uns war der Einblick in diese vollkommen andere „Hundewelt“ faszinierend. Der Umgang mit Hunden ist dort so ähnlich wie bei uns der Umgang mit Sportpferden – sie sind eine Kapitalanlage.

Auf nach England!

Jeff und Striker beim "Training" im Hafen
Jeff ist ganz in seinem Element...
Und keiner bringt uns was zu trinken...
Abschied vom Festland
Dover ist in Sicht

Donnerstagmorgen brachen wir dann zeitig auf. Von Holland aus ging’s über Belgien nach Calais, wo die Fähre nach Dover mittags ablegen sollte. Einen Hund nach England einzuführen, ist gar nicht so einfach. Da müssen jede Menge Bestimmungen eingehalten werden. Um einen Hund dort ausstellen zu können, braucht man eine Registriernummer, da die Engländer die kontinentalen Zuchtbuchnummern nicht anerkennen. Um eine solche Nummer zu erhalten, muss man einen Antrag an den englischen Kennelclub stellen, die Ahnentafel des Hundes, den Eigentumsnachweis und die Qualifikation für die Crufts beifügen (und natürlich eine Gebühr zahlen). Dann erhält man eine so genannte „ATC-Nummer“, die man später beim Einschreiben zur Show statt der Zuchtbuchnummer angeben muss.

Auf die Fähre kommt man mit Hund nur, wenn man mindestens sechs Monate vor der Einreise einen Tollwut-Tither gemacht hat. Außerdem muss der Hund 24 Stunden vor der Einreise von einem Tierarzt untersucht, entwurmt und gegen Zecken und Flöhe behandelt worden sein. Diese Behandlung muss tierärztlich bestätigt und im Impfpass eingetragen werden. Beim Einchecken an der Fähre wird dies alles sorgfältig kontrolliert und überprüft, und auch die Chip-Nummer der Hunde wird abgelesen.

Eineinhalb Stunden dauert die Überfahrt nach Dover. Unsere beiden Jungs haben diese Zeit im Auto glatt verschlafen – und wir haben das herrliche Wetter genossen. Gewöhnungsbedürftig beim Fahren in England war für uns der Linksverkehr. Dick und Linda fuhren zwar vor uns her, so dass wir eigentlich nur folgen mussten, aber verkehrt rum durch einen Kreisel zu fahren und beim Einordnen darauf zu achten, dass der Verkehr „von der falschen Seite“ kommt, war schon ein komisches Gefühl.

Patrice und ich machten Christian an jeder Kreuzung auf den Linksverkehr aufmerksam, indem wir Beyonce’s Song „To the Left, To the Left“ anstimmten. In England läuft nicht nur der Verkehr anders – auch die Uhren gehen anders als bei uns: Die „Inselzeit“ ist eine Stunde hinter unserer. Gegen 22 Uhr englischer Zeit erreichten wir unser Hotel und verschwanden ziemlich schnell in unseren Betten, denn am nächsten Morgen mussten wir schon um 5:30 wieder aufstehen. Beginn des Richtens bei der Crufts war nämlich schon um 8.30 Uhr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Crufts

Der Doggenring in Halle 5

Bei der Crufts ist einfach alles gigantisch. Hier ein paar Zahlen:

An den vier Tagen waren 25.000 Hunde eingetragen. Gerichtet wurde in 35 Ringen. Geschätzte Besucherzahl: 150.000. Die 35 Ringe und die Benches für die Hunde waren in drei Hallen untergebracht, in den übrigen rieseigen Hallen des National Exhibition Centre gab es über 600 Stände mit allem rund um den Hund. Benches, Zwingeranlagen, Futter, Spielzeug, Leinen, Grooming-Zubehör, Hundebetten und Hundedecken, Outdoor-Bekleidung für Herrchen und Frauchen, Kunstgegenstände, Deko, Statuen, Schmuck – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Und die Besucher strömen dicht an dicht. Oft ist in der „Trading-Area“ solch ein Gedränge, dass man nicht mehr vorwärts kommt.

In den Ausstellungshallen herrscht eine absolute Ruhe. Man hat fast den Eindruck, hier gebe es keine Hunde (dabei waren es weit über 5.000 pro Tag). Der Hundeeinlass verläuft hier sehr unkompliziert. Es gibt keine Veterinär-Kontrolle, man spaziert einfach in die Halle. Kontrolliert werden nur die Eintrittskarten. Schon im Vorfeld waren wir informiert worden, in welcher Halle unsere Hunde ausgestellt würden, so dass wir ganz zielstrebig direkt den richtigen Eingang finden konnten. Die Organisation bei der Crufts ist vorbildlich – Verkehrsleitsystem, genügend ausgewiesene Parkplätze für Aussteller und für Besucher, Shuttle-Busse, genügend Eingänge für die Hunde: Man kann wirklich ganz relaxed mit seinem Hund aufs Gelände und in die Halle kommen, was bei vielen Internationalen Ausstellungen hier bei uns absolut nicht der Fall ist. Da gibt’s oft schon beim Einlass ein Riesengedränge.

Anhand des Kataloges, der am Eingang ausgehändigt wird, muss man seine Ringnummer suchen. Und anhand dieser Ringnummer kann man dann den richtigen Bench finden. Für jeden Hund ist ein Bench reserviert – und die für die Doggen sind riesig groß. Im Bench findet man dann die Ringnummer. Die Benches und damit auch die Startnummern der Hunde werden nicht, wie bei uns, in der Reihenfolge des Eingangs der Meldung vergeben, sondern alphabetisch nach den Namen der Besitzer. Wir hatten Glück: Dadurch, dass unser Nachname mit „B“ anfängt, hatten wir einen Bench direkt am Ring.

Auch die Eintragungen im Katalog sind nicht nach Klassen eingeteilt, sondern nach Ringnummern. So stehen im Katalog zunächst die Nummern, die Namen und Abstammung der 238 gemeldeten Hunde (114 Rüden, 124 Hündinnen), auf den darauf folgenden Seiten sind dann die Klassen aufgeteilt, getrennt nach Rüden und Hündinnen, wobei hier jeweils nur die Startnummer und der Name des Hundes aufgeführt wird.

Die Klasseneinteilung in England ist völlig anders als bei uns. Die Klassen sind nummeriert. Es gibt eine Veteranen-Klasse (Nr. 713), eine Puppy-Klasse (714) und eine Jugendklasse (715), dann eine „Yearling Dog“-Klasse (716), in der Hunde ausgestellt werden, die bereits ein CAC haben. In der „Post Graduate Dog“- Klasse (717) werden Hunde mit zwei „Tickets“ ausgestellt. Dann gibt’s noch die „Mid Limit Dog“ (718) und die „Limit Dog“ (719), in denen Hunde eingetragen sind, die kurz vor dem ersten Titel stehen. Die „Open Dog“- Klasse (720) ist die, in der unsere beiden Jungs gemeldet waren. Hier werden die Hunde vorgestellt, die bereits Champion sind. Die letzte Klasse ist die Good Citizen Dog Scheme (721).

Das Richten

Das CC ging an den gelben Rüden

Gerichtet werden alle Farben zusammen, und es gibt für alle gemeldeten Hunde nur ein CC für die Rüden und eines für die Hündinnen. In Strikers und Flyers Klasse standen 16 Hunde im Ring. In England werden nicht, wie bei uns, vier, sondern fünf Hunde platziert. Richterin war Karina Le Mare. Es gibt keinen Richterbericht und keine Beurteilung – anders wäre es auch für einen Richter nicht zu schaffen, 238 Hunde an einem Tag zu richten.

Vorgeführt wurden unsere beiden Jungs von Jeff und Patrice, und alle vier (die Handler und die Hunde) machten ihre Sache sehr gut. Wie gut, das ist in unserem Film zu sehen. In England ist jede Art von Double-Handling und jede Einflussnahme von außerhalb des Rings verboten. Es herrscht fast Grabesstille in den Ausstellungshallen. Keine Handys. Kein Gebelle, kein Geschreie – nichts. Im Ring ist sogar das Reden mit dem Richter untersagt. Nach dem Richten darf man, da es keinen Richterbericht gibt, den Richter allerdings nach einer kurzen Beurteilung fragen.

Fast wäre unser Dicker noch in die Platzierung gerutscht, aber er hat’s dann doch nicht geschafft. Flyer jedoch räumte wieder mal ab: Ganz souverän gewann er diese starke Klasse. Doch in der Entscheidung für das CC musste er sich einem gelben Rüden aus England geschlagen geben (was viele Zuschauer am Ring mit Murren und Unverständnis quittierten). Aber er bekam das Reserve und ließ damit mehr als hundert Rüden hinter sich.

Die Benches

Wir machten es uns gemütlich
Striker schaute sich alles an
Viele Besucher interessierten sich für unsere Hunde
Solange Frauchen da ist, ist alles in Ordnung...
Die Arbeit ist getan - jetzt kann ich endlich schlafen...
Flyer liebt es, wenn Christian mit ihm schmust

Die Benches bei der Crufts sind nicht, wie bei uns, vergittert. Sie bestehen aus einem erhöhten Brett (etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch und 90 Zentimeter tief) mit einer Rückwand (etwa 90 Zentimeter hoch). Diese Rückwand hat Schlitze, in die Seitenwände eingesteckt werden (bei unseren Doggen in etwa einem Meter Abstand, bei den kleineren Rassen entsprechend geringer), die etwa 60 Zentimeter hoch sind. Nach vorn sind die Benches offen. So liegt ein Rüde ganz friedlich neben dem anderen. Es ist allerdings schon notwendig, dass die Besitzer bei ihren Hunden bleiben, um „Auseinandersetzungen“ mit den Nachbarn zu vermeiden. Für die zahlreichen Besucher, die durch die Gänge gehen, um sich die Hunde anzusehen, hat das zwei Vorteile: Zum einen können sie die Hunde besser sehen, zum anderen finden sie bei jedem Hund einen Ansprechpartner. Für alle Hunde gilt Anwesenheitspflicht in ihrem Bench. Es ist nicht erlaubt, mit dem Hund „einfach so“ durch die Hallen zu gehen. Striker und Flyer genossen dieses „offene Benching“ richtig. Selten wurden sie bei einer Ausstellung so bewundert und so oft gestreichelt und fotografiert wie hier. Und selten wurden wir so oft auf Striker angesprochen. Vor allem seine tolle lackschwarze Farbe hatte es den Engländern angetan. Solch ein Schwarz sieht man auf der Insel ganz selten. Viele Doggenzüchter ließen sich unsere Visitenkarte geben und fragten nach Deckungen und nach Welpen nach Striker. Wir konnten so sehr viele Kontakte knüpfen und lernten viele neue Doggenfreunde kennen. Doch auch alte Bekannte schauten bei uns vorbei. So trafen wir Margret Everton, die bekannte englische Züchterin und Richterin, die ganz begeistert von Flyer und Striker war, und Monica Stavenborn aus Schweden, mit der wir im letzten Jahr bei der European-Winner-Show in Helsinki waren. Und wir lernten Juri und Hitoshi Sukoma aus Japan kennen. Die beiden sind Freunde von Jeff und Patrice und züchten in Kooperation mit ihnen. Mit anderen Worten: Die Doggen von Juri und Hitoshi leben bei Jeff und Patrice, und die beiden amerikanischen Handler stellen die Hunde nicht nur aus, sondern züchten auch im Auftrag der Japaner mit ihnen.

Juri und Hitoshi

Die beiden Japaner besitzen in Japan eine „Grooming School“, in der 250 Studenten zwei Jahre lang ausgebildet werden. Die Schülerinnen und Schüler lernen hier nicht nur das „Frisieren“ und „Stylen“ der Hunde, sondern auch, wie man Hunde bei Shows vorführt, wie man sie ausbildet zu Blinden- bzw. Behinderten-Begleithunden, Unterordnungstraining und vieles mehr. Angefangen haben Juri und Hitoshi mit einer Schule für Behinderten-Begleithunde. Inzwischen haben sie sich ein richtiges Imperium aufgebaut mit ihrer Schule und mit vielen Hunde-Salons. Neuerdings unterhalten sie auch Hunde-Salons in China.

In Japan ist es verboten, größere Hunde in den Städten zu halten. Daher gibt es dort viele kleine Hunde, die regelmäßig getrimmt, gebürstet und gestylt werden müssen – also ideale Bedingungen für Grooming-Salons. Juri und Hitoshi waren mit acht ihrer besten Schülerinnen zur Crufts angereist.

Wir verabredeten uns mit den beiden Japanern für Samstag zum Dinner – es gab so viel zu erzählen und zu erfahren, dass ein Nachmittag bei der Crufts einfach nicht ausreichte.

Nach diesem ereignisreichen Tag waren nicht nur unsere beiden Jungs, sondern auch wir abends „hundemüde“ und lagen schon früh im Bett. Da wir zwar den ganzen Tag auf dem Ausstellungsgelände gewesen waren, von der Crufts und den Verkaufsständen aber nichts gesehen hatten (schließlich mussten wir ja bei den Hunden bleiben), beschlossen wir, samstags noch mal hin zu fahren und eine ausgiebige Shopping-Tour zu machen.

Ein Angebot im Überfluss

Flyer und Striker blieben im Auto, als wir samstags erneut zum NEC fuhren. Dieses Mal zum Gucken (und zum Einkaufen). Das Angebot an Verkaufsständen ist wirklich überwältigend. Laut Statistik leben in England über 6 Millionen Hunde, und die Engländer geben jährlich weit über eine Milliarde Pfund für ihre Hunde aus – ein Riesenmarkt also. Doch man trifft hier nicht nur Engländer, sondern Hundefreunde aus ganz Europa, aus den Vereinigten Staaten und aus Asien. Die Crufts ist weltweit bekannt. So bekannt, dass BBC2 jeden Abend eine Stunde von der Ausstellung berichtete.

Noch nie habe ich irgendwo solch eine Vielfalt an Gegenständen rund um den Hund gesehen wie hier. Ob Wanduhren, Blumenvasen, Küchengeräte, Bettwäsche, Handtücher, Handtaschen, Schmuck – es gibt eigentlich nichts, was nicht bestickt, bedruckt, beklebt oder sonst wie dekoriert ist mit Abbildungen fast aller Hunderassen. Darüber hinaus gibt’s eine reichhaltige Auswahl an Leinen, Halsbändern und Zubehör, an Grooming-Artikeln, Nahrungsergänzungsmitteln, sogar Bachblüten-Mischungen, Tees und Arznei für Hunde werden angeboten. Und auch Herrchen und Frauchen kommen nicht zu kurz: Kleidung für die Shows (in England würde niemand seinen Hund in Jeans ausstellen, hier trägt man das „kleine Schwarze“ oder einen Anzug mit Krawatte), Outdoor-Bekleidung, Hüte, Schals, Pantoffeln, Handschuhe, Socken – natürlich alles mit Aufdruck der entsprechenden Hunderasse. Über 600 Stände bieten eine fast unübersichtliche Auswahl von Nützlichem und Unnützem (aber Schönem) rund um den Hund.

Wir fanden sogar einen Info-Stand vom Amerikanischen Kennel-Club AKC. Interessant waren für uns die Gespräche mit den Futtermittel-Herstellern und –Vertreibern. So erfuhren wir, dass Royal Canin seit kurzem Futter herstellt, dass speziell auf die Hunderasse abgestimmt ist. Seit neuestem gibt es ein Futter, nur auf die Bedürfnisse der Deutschen Doggen ausgerichtet. Die Futter-Brocken sind etwa 4 Zentimeter groß. Die Forscher von Royal Canin haben herausgefunden, dass das die ideale Größe für unsere Hunde ist. Sie müssen die Brocken zerkauen und können sie nicht einfach runterschlingen, was zwei Vorteile hat: Zum einen werden die Zähne besser gereinigt, zum anderen sinkt, so die Spezialisten von Royal Canin, die Gefahr der Magenumdrehungen.

Am frühen Nachmittag waren wir einfach übersättigt von dem schier unüberschaubaren Angebot und machten uns auf den Weg zurück zum Hotel. Schließlich wollten wir noch einen ausgedehnten Spaziergang mit unseren Hunden machen, bevor wir uns mit Juri und Hitoshi zum Abendessen trafen.

„Japanese Water“

"Japanese Water" macht ganz schön lustig...

Man stelle sich vor: Elf Japaner, zwei Amerikaner, zwei Holländer und zwei Deutsche treffen sich in England in einem italienischen Restaurant zum Essen. Viel internationaler geht es kaum…

Diese „Multikulti“-Gesellschaft kam Samstagabend zusammen. Und selten habe ich so viel gelernt und so viel gelacht wie an diesem Abend. Wir wissen jetzt, was auf japanisch „Prost“ heißt (nämlich „Kampai“), und fluchen können wir auch („Scheiße“ heißt „Uko“). Juri und Hikoshi hatten die ganze lustige Gesellschaft zum Essen eingeladen, und im Verlaufe des Abends sollte diese Gesellschaft immer lustiger werden. Juri zauberte nämlich Sake aus ihrer Tasche, den sie in Wasserflaschen abgefüllt hatte. Sake ist ähnlich dem holländischen Genever, wird aber nicht aus Getreide, sondern aus Kartoffeln gemacht. Ich denke, dass wir an diesem Abend so etwa vier bis fünf Liter von diesem „Japanese Water“ vertilgt haben. Die italienischen Restaurantbesitzer waren jedenfalls ziemlich erstaunt darüber, dass die drei Flaschen Wein, die wir bestellt hatten, uns so lustig machten…

Wir erfuhren sehr viel über die Doggenzucht in Japan und in den USA und konnten einiges über die Zucht hier in Europa berichten. Die Standards für Deutsche Doggen sind in vielen Dingen verschieden. Die Amerikaner züchten zum Beispiel auf Größe. Sie streben lange Hälse und lang gestreckte schmale Köpfe an. Amerikanische Doggen sollen elegant, groß und schlank sein – Hunde mit markantem, schweren Kopf und schwere, substanzvolle Typen wie hier bei uns hätten dort keine Chance. Hervorragendes Gangwerk ist eine Grundvoraussetzung für einen Ausstellungshund. Auch die Gesundheit ist ein wichtiges Kriterium bei der Zucht. Amerikanische Doggen werden in der Regel älter als die hier bei uns.

Der Amerikanische Kennel-Club erlaubt Farbverpaarungen, der Amerikanische Doggen-Club dagegen sieht das nicht so gerne. Deshalb wird in den Staaten überwiegend reinfarbig gezüchtet, Farbverpaarungen sind selten und werden nur zur Farb- oder Typverbesserung vorgenommen.

Grautiger sind nicht zur Zucht zugelassen, die Manteldoggen dagegen werden in den USA als eigener Farbschlag behandelt. Für das Erreichen des Amerikanischen Champion-Titels gibt es keine zeitlichen Bestimmungen. Wenn man als Europäer mit einem guten Hund, der dem amerikanischen Standard entspricht, vier Wochen in den Staaten Urlaub macht, kann man mit etwas Glück mit einem Amerikanischen Champion nach Europa zurückkehren. In den USA gibt es nämlich meist mehrere Shows hintereinander an ein und demselben Ort. Jeff und Patrice zum Beispiel sind Montag in die Staaten zurückgekehrt und fahren mit fünf Hunden am Dienstagabend zu Ausstellungen, die Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag an demselben Ort stattfinden, aber als fünf verschiedene Shows behandelt werden. Der längste „Show-Marathon“ findet in Florida statt: Dort gibt es 15 Shows hintereinander an 16 Tagen. Es gibt Handler in den USA, die in einem Privatjet mit ihren Hunden von Show zu Show fliegen: Heute in Kalifornien, morgen in Florida. Übermorgen in Kentucky. Die kleineren Shows finden dort auch mitten in der Woche statt, die großen meist am Wochenende. Jeff und Patrice fahren mit einem Wohnmobil (groß wie ein Reisebus) zu den Shows. Jeder Hund hat hier seinen eigenen fest eingebauten Bench.

Warwick Castle

Warwick Castle ist wunderschön idyllisch gelegen
Sieht aus wie ein Traumschloss...
Das Castle ist umgeben von wunderschönen Gärten
Über 1000 Jahre alt sind die Schlossmauern
Lebensecht und sehr realistisch wirken die mit Wachspuppen von Madame Tussaud nachgestellten Szenen
Blick von den Wachtürmen von Warwick Castle
Abschiedsdrink in der Hotelbar
Flyer hat mit all dem nichts zu tun...

Nach zwei Tagen Crufts und nach einem ausgedehnten Abend mit „Japanese Water“ machten wir den Sonntag zu unserem „Ruhetag“ und beschlossen, etwas Kultur zu genießen. Wir bsichtigten Warwick Castle, knapp 60 Kilometer von Birmingham entfernt. Das Schloss, das eine mehr als tausendjährige Geschichte hat, brannte 1871 aus und wurde wieder neu aufgebaut. Bis in die viktorianische Zeit war es bewohnt, und es ist traumhaft gut erhalten. Die Wohnräume sind im Original-Zustand, Teppiche, Wandbekleidung, Möbel, Gebrauchsgegenstände – man hat das Gefühl, als wohne hier immer noch jemand. Dieses Gefühl wird verstärkt durch die lebensecht wirkenden Wachspuppen, die Alltagsszenen aus dem Leben der Bewohner darstellen. Viele Bilder und Infos über das Schloss gibt’s unter www.warwick-castle.com.

Wir streiften nicht nur durch die Wohn- und Schlafzimmer der Bewohner, sondern erkundeten auch das Verlies und die Kellerräume, wurden Zeugen der Vorbereitungen zur Schlacht und kletterten auf die Türme des alten Schlosses.

Nach so viel „Sightseeing“ machten wir nachmittags noch einen ausgedehnten Spaziergang mit den Hunden, bevor wir den Tag ganz gemütlich in der Hotelbar ausklingen ließen. Flyer durfte uns dabei Gesellschaft leisten und war natürlich der Star des Abends.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Rückfahrt

Fertig für die Heimfahrt
Dick füttert die Möwen im Hafen
Auf Wiedersehen, England!

Jeff und Patrice flogen am Montagmorgen schon um 6 Uhr von Birmingham aus über Amsterdam wieder Richtung Heimat (schließlich haben sie Mittwoch schon wieder die erste Ausstellung vor sich), wir anderen machten uns um 9 Uhr nach einem ausgedehnten englischen Frühstück mit ganz viel Baked Beans auf den Heimweg. Am Hafen in Dover trafen wir zwei Schwedinnen, Bekannte von Monica Stavenborn, mit ihrem West-Highland-Terrier. Der kleine Kerl hatte bei der Crufts das BOB gemacht.

Bei herrlichem Wetter genossen wir die Überfahrt aufs Festland, und kurz nach 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (wir mussten unsere Uhren ja wieder eine Stunde vor stellen) waren wir in Oegstgeest. Christian und ich mussten noch am gleichen Abend zurück in den Westerwald, wo wir gegen ein Uhr nachts ankamen.

Fazit dieses erlebnisreichen Wochenendes: Die Crufts ist immer eine Reise wert – ganz besonders jedoch mit Hund. Denn Flyer und Striker sind absolut unkompliziert und alles andere als eine Belastung, wenn man sie auf Reisen mitnimmt. Und ist man mit einem Hund auf der Crufts, lernt man viel mehr Leute kennen, als wenn man diese bemerkenswerte Ausstellung „einfach nur so“ besucht. Wir jedenfalls haben dieses Wochenende in vollen Zügen genossen.